Phottix Atlas II
Phottix Atlas II ist ein kombinierter Funkauslöser für Blitz und Kamera, ähnlich dem YongNuo RF-602.
Die in Hongkong ansässige Firma Phottix fertigt neben den seit mehreren Jahren angebotenen Blitzfunkauslösern auch vieles weitere Photozubehör.
Inhaltsverzeichnis
Konzept
Das System Atlas II besteht aus Transcievern, die als Sender oder Empfänger benutzt werden können (aber nicht gleichzeitig, sondern nur entweder - oder), ist für Kamera und Blitz verwendbar und entweder im Doppelpack oder als einzelnes Gerät zu erwerben.
Wie beim RF-602 oder dem Pixel Pawn wird kein TTL-Signal übertragen, sondern nur das Zündsignal. Bei der Verwendung als Kamera-Fernauslöser arbeitet das System zweistufig, mit halbgedrücktem Auslöser für das Fokussieren und Durchdrücken für die Auslösung.
Das Ganze arbeitet über das ISM-Band 2,4GHz, welches weltweit freigegeben ist und somit keine spezielle Zulassung braucht. Es werden 4 Kanäle unterstützt, eine Trigger-all-Funktion ist nicht vorhanden.
Eine Angabe über maximale Triggerspannung der angeschlossenen Blitze wird im Handbuch gemacht: 300 Volt Spannungsfestigkeit ist OK. Jedoch wird ausdrücklich vor der Kopplung verschiedener Blitze mit unterschiedlicher Spannung/Polung gewarnt.
Der Atlas II wird mit "Reichweite bis zu 350m" beworben.
Anschauen
Die Verpackung des Sets ist gut und effektiv, nicht unbedingt billig, (die Abbildung der Transciever hat sogar einen Klarlack-Drucküberzug), der Taster mit einer kleinen Schutzfolie abgedeckt.
Drinnen befinden sich:
- 2 Sender/Empfänger Atlas II
- 4 AA-Batterien (Markenqualität)
- PC-Kabel zur Auslösung durch PC-Buchse in der Kamera (PC-Stecker mit Überwurfmutter, 3,5mm Klinke auf der anderen Seite
- 1 Kabel mit 3,5mm Klinke beidseitig und Adapter auf 6,3mm für Studioblitze
- ein Adapter Blitzfuß auf 1/4"-Schraube
- Anleitung mehrsprachig (nur auf CD)
- zwei kurze Trageschlaufen
Kamera-Auslösekabel müssen extra erworben werden.
Anfassen
Die Teile wirken sehr wertig. Nichts klappert oder läßt sich eindrücken. Auch die Klappe für die Batterien wirkt recht stabil. Das Stativgewinde ist ein eingelassenes Metallteil. Der Blitzfuß hat eine Metallplatte, der Blitzschuh eine gefederte Blitzklemmung. Die Schiebeschalter rasten satt ein, der Taster scheint ein hochwertiges Modell zu sein. Im Blitzschuh ist eine Bohrung für die Paßstifte aktueller Systemblitze vorhanden.
Transciever
Der Geräte sind recht übersichtlich aufgebaut. Unten das Batteriefach und eine metallene 1/4"-Gewindebuchse. Oben ein Blitzschuh mit Mittenkontakt, der Schiebeschalter für die 4 Kanäle und ein Auslöseknopf sowie je eine rote und grüne LED (unter einem gemeinsamem Fensterchen).
An der Seite befindet sich der Umschalter Senden/Empfangen sowie der Netzschalter. Gegenüber eine Buchse für externe 5-Volt-Stromversorgung.
An der dem Fuß gegenüberliegenden Seite sind die grüne Stummelantenne, eine 3,5mm-Klinkenbuchse (Eingang/Ausgang), eine weitere 3,5mm-Klinkenbuchse (nur Ausgang) und eine 2,5mm-Klinkenbuchse (Ausgang für Kamera-Kabel).
Eine PC-Sync-Buchse hat der Transciever nicht. Dazu muß ein 3,5mm-auf-PC-Buchse Kabel benutzt werden oder ein Adapter von Blitzschuh-auf-PC-Buchse.
Das Batteriefach selbst nimmt 2 AA-Zellen auf, ob man stattdessen auch Akkus, insbesondere eneloops einsetzen kann, muß ich noch herausfinden. Zunächst werden die mitgelieferten Zellen benutzt.
Die Praxis
Ein erster Test ergab in einem metallverarbeitenden Betrieb eine Reichweite, die durch den gesamten Betrieb langte, trotz reichlich störendem Metall. Insoweit ein erster positiver Eindruck.
Einschalten
Sender und Empfänger zeigen beim Einschalten zuerst kurzes Aufblitzen der grünen und roten LED, dann langsames grünes Blinklicht, dies signalisiert die Bereitschaft. Sollte ein schnelles grünes Blinklicht erscheinen, müssen die Batterien gewechselt werden.
Schiebt man einen eingeschalteten Blitz auf einen ebenfalls eingeschalteten Empfänger, wird ein Blitz ausgelöst. Ist der Empfänger mit einem eingeschalteten Blitz verbunden und wird der Reciever dann eingeschaltet, wird ab und zu ausgelöst, aber nicht immer.
Blitzauslösung
manuell
Betätigt man den Taster am Sender und drückt halb durch, leuchten die LEDs von Sender/Empfänger grün auf. So kann die Reichweite geprüft werden. Drückt man die Taste des Senders ganz durch (LEDs am Sender/Empfänger leuchten rot), wird ein auf dem Zubehörschuh des Empfängers (oder ein per Sync angeschlossener Stabblitz) ausgelöst.
Drücken der Taste am Empfänger zündet die angeschlossenen Blitze nicht.
Ein Hand-Test ergab: Die mögliche Triggerfrequenz ist sehr hoch, vermutlich höher als die menschliche Hand kann, und vor allem höher als z.B. ein Metz 45 CL-4 digital in M und kleinster Lichtabgabemenge nachladen kann.
auf der Kamera
Der Sender findet im Blitzschuh der Kamera Platz und wird mit einer gut dimensionierten Rändelmutter geklemmt. Alternativ kann auch in der PC-Buchse der Kamera ein kurzes mitgeliefertes Kabel eingesteckt werden, das in die 3,5mm-Klinkenbuchse des Senders eingesteckt wird. Die Befestigung muß dann an geeigneter Stelle am Stativ erfolgen.
Sync-Zeit
Die vom Hersteller angegebene maximale Sync-Zeit ist 1/250 sec, was sich sowohl mit einer Olympus OM-D E-M5 als auch einer Nikon D700, die beide 1/250s Sync-Zeit haben, verifizieren ließ. Bei 1/320s gibt es bei beiden Kameras Abschattungen, bei 1/250 nicht mehr.
Kameraauslösung
Die Kabel zur Verbindung vom Atlas II zur Kamera müssen separat erworben werden, die Kabel des Strato II sind kompatibel, es sind 2,5mm-Stereo-Klinken-Kabel, die es in verschiedenen Ausführung passend zum benötigten Kamera-Anschluß gibt.
Andrücken des Tastknopfes am Sender fokussiert die am Empfänger angeschlossene Kamera, Durchdrücken des Senderknopfes löst die Kamera aus. Bei ausgeschaltetem Empfänger kann dessen Taster als Drahtauslöser benutzt werden, was allerdings nur bei längerem Verbindungskabel zwischen Receiver und Kamera sinnvoll ist. Eine Verriegelung des Auslösers für Langzeitbelichtung ist weder bei Funk noch bei direkter Übertragung möglich. Das Antriggern weiterer Empfänger zur gleichzeitigen Auslösung von Blitzen ist nicht sinnvoll, da die Auslöseverzögerung der Kamera dabei nicht berücksichtigt werden kann.
Blitze am Empfänger befestigen
Bei der Benutzung im Kamera-Blitzschuh steht die Stummelantenne senkrecht nach oben. Bei der Verwendung als Empfänger kann der Atlas II entweder mit der 1/4"-Buchse liegend montiert werden, der Blitzschuh ist dann oben. Optional kann ein mitgelieferter Adapter in die 1/4"-Buchse eingeschraubt werden, dann kann der Atlas in einen Stativ-Blitzschuh eingeschoben werden. Da der Atlas II dann allerdings nirgendwo aufliegt, ist das Setup mit oben aufgeschobenem Systemblitz arg wackelig, es sollte dann besser der Empfänger mit seinem Blitzfuß im Stativ-Blitzschuh montiert werden und der Systemblitz im dann hinten sitzenden Blitzschuh des Phottix. Die Ausrichtung des Blitzes muß dann allerdings durch den hoffentlich passend dreh- oder schwenkbaren Kopf des Systemblitzes gemacht werden.
Blitze per Kabel anschließen
Es wurde bereits erwähnt, daß man sich beim Phottix für ein nichtexotisches Anschlußsteckerformat entschieden hat: 3,5mm Klinke. Das ist eine sehr lobenswerte Sache, denn dafür gibt es reichlich Adapter im Zubehörhandel.
Ein Kabel für Studioblitze wird mitgeliefert, es ist ein 3,5mm Klinke auf 3,5mm Klinke (ein Stecker gewinkelt) mit Adapter auf 6,3mm Klinke.
Es sind zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen vorhanden, so daß insgesamt 3 Blitze gleichzeitig angeschlossen werden können (2x Klinke, 1x Schuh). In der Anleitung wird gewarnt, verschiedene Blitztypen zu mischen. Vermutlich werden die drei Anschlußmöglichkeiten letztlich durch einen einzigen Triac geschaltet.
Reichweiten-Test
In einem Tunnel unterhalb eines Stahlwerkes wurde ein Reichweiten-Test gemacht. An diesem Ort wurden mit den Vorgängern der PT-04 (den 16-Kanalgeräten) und einem Hensel-Studioblitzauslöser keine befriedigen Ergebnisse erzielt, teilweise wurden unter Sicht von Sender zu Empfänger nur 10-15m Reichweite erreicht.
Der Atlas II hat auf dem obigen Bild eine Reichweite von ca. 80m, das ist mehr als ausreichend für mich. Weiter wollte ich den Empfänger nicht wegtragen, da ich dann die Kamera nicht mehr im Blick gehabt hätte. Vermutlich aber ist die Reichweite noch höher.
Bei den beiden Aufnahmen oben ist zwischen Sender und Empfänger eine Betonsäule von ca. 20m Länge und 3m Breite. Auch hier wurde bei jeder Auslösung gezündet.
Ein Reichweiten-Test in freier Umgebung (mit Batterien und eneloops) folgt nach.
Bedienungsanleitung
Diese ist recht ausführlich und läßt kaum Fragen offen. Leider gibt es sie nicht gedruckt, sondern nur als PDF auf der mitgelieferten CD (normalgroß). Wer nur ein Netbook ohne Laufwerk hat, kann das Manual zur Zeit (Jan 2013) auch nicht downloaden. Da sollte nachgebessert werden.
Kompatibilität
Das System wird mit "kompatibel zu Strato II" beworben. Allerdings nicht in beide Richtungen! Die Atlas-II-Empfänger lassen sich mit dem Strato-II-Auslöser antriggern, jedoch lösen die Atlas-II-Sender die Strato-II-Empfänger nicht aus. Das dürfte an der Gruppenwahlmöglichkeit der Stratos liegen.
Fazit
Phottix hat einen sehr zuverlässigen, allerdings nicht billigen, Funkauslöser mit großer Reichweite auf den Markt gebracht.