Entwicklung E6: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 22. Oktober 2010, 18:52 Uhr
E6 ist ein Prozess zum Entwickeln von Farbdiafilm.
Inhaltsverzeichnis
Farbdiafilme selbst entwickeln
Im folgenden Text gibt es eine Anleitung zum Selbstentwickeln von E6-Farbdiafilmen im Heimlabor. Diafilme nach anderen, längst historischen Entwicklungsprozessen, können damit leider nicht mehr entwickelt werden und höchstens als SW-Negativfilm taugen.
Es ist möglich, Zuhause Farb-Diafilme zu entwickeln, die nach dem E6-Verfahren verarbeitet werden. Dies sind eigentlich alle am Markt befindlichen Filme, ausgenommen die Kodachromes (K25, K64, K200), die immer mit Entwicklung verkauft wurden (Achtung: die Entwicklungsmöglichkeit endete im Dezember 2010).
Ergebnisse wie aus dem Fachlabor oder einem sehr guten Großlabor sind zu Hause nur mit recht hohem technischem Aufwand möglich, denn alle Bäder müssen auf 0,05 pH-Wert eingestellt sowie 0,2°C genau temperiert werden können, die Entwicklungszeit- und -Methode muß exakt wiederholbar sein, die Chemie sollte möglichst nur einmal benutzt oder regeneriert werden. Um dieses zu gewährleisten, braucht man Durchlauf-Entwicklungsmaschinen für deutlich über 2500 Euro, deren Auslastung man aber nicht mit wenigen Filmen im Monat erreichen kann. Ergebnisse, die dem normalen Großlabor nur unwesentlich nachstehen, erfordern weniger Aufwand: Der Einsatz eines Temperiererbades und eines Dosenrotieres sowie der Einsatz von Aqua Destilata reichen aus.
Selbst wer nur erstmal "reinschnuppert", die Chemie auf ein - zwei Grad genau temperiert und die Dosen nach Stoppuhr schüttelt, kann gute Ergebnisse erzielen. Ob diese dann aber reproduzierbar sind, mag bezweifelt werden. Spaß macht es aber auf jeden Fall. Wer "das Letzte" an Qualität aus den Dias herausholen will, kommt um ein gutes Fachlabor nicht herum. Der Prozeß "E6" ist dort besser aufgehoben, denn Bildfehler sind anders als bei C41/RA4 nicht korrigierbar, die Dialeinwand zeigt Farbstiche unparteiisch an. Wer seine Dias nur anschließend einscannt, kann sich leichte Farbfehler erlauben, diese werden dann per EBV "geradegerechnet".
Wer sich hiervon nicht abschrecken ließ, das Ganze mal probieren will, Diafilme schnell braucht, oder einfach Spaß am Selbstentwickeln hat, der möge jetzt weiterlesen. Hinweis: Beschrieben wird der Arbeitsablauf mit dem Tetenal E6-Dreibadkit, bei anderer Chemie kann der Ablauf abweichen.
benötigte Ausrüstung
Folgendes ist notwendig:
- eine Entwicklungsdose (für Kleinbild- oder Rollfilm, je nachdem welche Filme entwickelt werden sollen)
- ein Wechselsack oder ein lichtdichter Raum (Dunkelkammer) zum Filmeinspulen
- vier Chemieflaschen für 500ml oder 1000ml (Erstentwickler, Farbentwickler, Fixbad, Stabilisatorbad)
- Mensuren zum Abmessen von Wasser auf weniger als 10ml genau.
- eine Möglichkeit, diese Flaschen und die Entwicklungsdose möglichst exakt auf 38°C zu temperieren
- eine Stoppuhr
- möglichst Erfahrung im Selbstentwickeln von SW-Filmen (nicht unbedingt notwendig, aber sinnvoll)
- einen Platz, um die Filme zum Trocknen möglichst staubfrei aufzuhängen. Das Badezimmer ist meist ein guter Platz, da oft mehr oder minder komplett gekachelt.
Alle nötige Chemie ist im Tetenal-Kit enthalten, das Stabibad ist möglichst mit entmineralisiertem Wasser anzusetzen.
Hinweise zum Ablauf
Der E6-Prozeß ist abhängig von Zeit und Temperatur. Die Temperatur ist für reproduzierbare Ergebnisse auf 0,2°C konstant zu halten, die Zeiten auf unter 10 Sekunden genau. Wer bislang SW-Filme "geschüttelt" hat, mußte die Temperatur höchstens auf 1 bis 2°C einhalten, die Zeiten auf 15-30 Sekunden. Etwas mehr Präzision ist aber schnell "anerzogen". Bei der Dosenentwicklung verwendet man die Chemie mehrmals, muß aber beim zweiten und dritten Mal die Zeiten verlängern. Die Kapazität von 6 Filmen pro 0,5-Liter-Kit wird laut Anleitungsheft nur dann erreicht, wenn man drei Mal jeweils zwei Filme entwickelt. Entwickelt man jeweils nur einen Film, dann ist die maximale Filmmenge nur drei Stück. Der Hersteller hat sich mit diesen Angaben gegen Fehlentwicklungen abgesichert; Berichte von Anwendern, die sechsmal jeweils nur einen Film erfolgreich entwickelt haben oder die angegebenen Haltbarkeitszeiten der Ansätze (mit Protectan abgesprüht in dunkler Glasflasche aufbewahrt) überschritten und immer noch gute Dias entwickelten, liegen vor. Wie gesagt, ob nach 3 Monaten im 500ml-Kit der siebte Film mit entsprechender Verlängerung entwickelt werden kann, ist aber nicht garantiert.
Um wiederholbare Ergebnisse zu erzielen, ist zumindest eine exakte Temperierung nötig. Erste Versuche lassen sich in einer großen Schüssel oder dem Handwaschbecken versuchen, das man mit warmen Wasser füllt. Die Entwicklerdose und die Chemieflaschen werden durch Zugabe von warmen bzw. kaltem Wasser auf 38°C gebracht. Zu berücksichtigen ist, daß das Becken Wärme abstrahlt, Nachtemperieren durch Zugabe von warmen Wasser ist notwendig. Allerdings wird man kaum auf 0,2°C Genauigkeit kommen, 1-2 Grad Abweichung sind eher anzunehmen. Sinnvollerweise übersteigt man die 38° erst (z.B auf 42°), um sich dann langsam der Arbeitstemperatur von 38° "von Oben" anzunähern. Dies ist besser, als das Wasserbad von 35° auf 38° aufzuwärmen und die Chemie in der Flasche nur bei 36° zu haben.
Besser ist es allerdings, sich eine geregelte Temperiereinrichtung zu bauen oder zu kaufen (letzeres ist dank großen Angebot bei geringer Nachfrage z. Z. 2010 recht günstig möglich). Im Prinzip reicht eine rechteckige größere Schüssel, in die man sich einen Heizstab, einen Thermofühler (mit Temperaturregelung der Heizung) und eine kleine Umwälzpumpe montiert. Alles dieses kann man durchaus im Aquarienbedarf finden.
Eleganter ist eine entsprechende Vorrichtung, z. B. von Jobo. Diese werden auch mit Motor angeboten und lassen die Dosen rotieren. Eine halbautomatische Befüllung und Entleerung ist auch möglich. Bezeichnungen als Hinweis zur Suche: Jobo CPE, CPE-2, CPP, CPP-2.
Nochmals aufwendiger konstruiert sind vollautomatische Filmentwicklungsautomaten (z. B. von Tetenal Filmlab oder Jobo ATL, ATL-2). Mikroprozessorgesteuert werden die Chemikalien in die Entwicklerdose eingefüllt und wieder abgelassen, da die Anlagen im "Total-Loss"-Verfahren arbeitet (benutzte Chemie wird nicht wiederverwendet), dürften sie sie sehr ergebnisstabil sein. Für professionelle Ergebnisse sind solche Automaten allerdings unabdingbar, das Hobbybudget sprengen sie jedoch meist, auch ist die notwendige Auslastung im Hobbybereich kam zu erzielen. Und die reinigung nach der Entwicklung ist aufwendiger als bei allen zuvor erwähnten Methoden und Maschinen.
Man sollte nie Filme unterschiedlicher Hersteller gleichzeitig entwickeln, einer der beiden bekommt dann sehr wahrscheinlich einen Farbstich. Der Grund ist, daß der E6-Prozeß zwar genormt ist, was den Ablauf angeht, aber jeder Filmhersteller leicht andere Zusammensetzungen seiner Emulsion hat, die dann miteinander reagieren und zu ungewünschten Farbverschiebungen führen können.
Genaues Ansetzen der Bäder ist wichtig. Das 3-Bad-Kit für 0,5 Liter ist am einfachsten, nur die Konzentrate mit Wasser auffüllen. Die Wassermenge auf +/-10ml genau abzumessen, ist recht einfach.
Das 5-Liter-Kit ist etwas schwerer anzusetzen, da man den Konzentraten Teilmengen entnehmen muß, um Chemie für 1-6 Filme anzusetzen. Abmessen des Farbentwicklers auf 0,5 ml ist Pflicht, 0,1 ml besser, das Hinzugeben des Wassers ist wiederum unkritisch.
Ebenso wichtig ist es, daß sich die einzelnen Konzentrate bzw. Bäder nicht vermischen. Schon Dämpfe des Erstentwicklers reichen aus, um den Farbentwickler zu verändern. Häßliche Farbstiche im fertigen Dia entstehen. Ebenso sollte kein Bleichfix- oder Stabibad den Farbentwickler verunreinigen.
Der Ablauf
- Der Film wird im Dunklen in die Spirale der Entwicklungsdose eingespult. Die Dose wird lichtdicht geschlossen. Alle weiteren Schritte erfolgen im Hellen.
- Die Dose wird in der Temperiereinrichtung 5 bis 10 Minuten auf 38°C gebracht. Dabei keinesfalls die Dose mit Wasser füllen! Dieses Vorwässern ist schlecht, denn dann muß die Erstentwicklerzeit verlängert werden! Grund: der trockene Film saugt sich schnell mit dem Erstentwickler voll und reagiert, ein bereits nasser Film braucht länger, bis der Erstentwickler das Wasser in der Emulsion verdrängt.
- Eingießen des Erstenwicklers. Gleichzeitig die Stoppuhr starten! Alle 15 Sekunden heftig bewegen. Oder kontinuierlich rotieren lassen. Bevor die Zeit abgelaufen ist (etwa 15 bis 30 Sekunden, je nach dem, wie lange man braucht, um die Dose zu leeren), den Erstentwickler ausgießen.
- Zwischenwässern. Lieber einmal mehr als einmal zuwenig.
- Eingießen des Farbentwicklers. Gleichzeitig die Stoppuhr starten! Alle 15 Sekunden heftig bewegen. Oder rotieren lassen. Bevor die Zeit abgelaufen ist, den Farbentwickler ausgießen.
- Zwischenwässern wie bereits beschrieben
- Eingießen des Bleich/Fixbades. Gleichzeitig die Stoppuhr starten! Alle 15 Sekunden heftig bewegen. Oder rotieren lassen. Bevor die Zeit abgelaufen ist, das BX-Bad ausgießen.
- Intensiv Wässern. Lieber öfter Wasserwechseln und Dose schütteln als mit ständigem Wasserdurchfluß arbeiten.
- Stabilisierbad eingießen und wirken lassen. Jetzt sind Zeit und Temperatur nicht mehr so wichtig.
- Stabi-Bad ausgießen, Dose öffnen, Spiralen abtropfen lassen. Spiralen öffnen, Filmanfang mit Klammer nehmen, Filmklammer aufhängen, Filmende mit zweiter Klammer beschweren und den Film zwischen Zeige- und Mittelfinger abstreifen. Fingerringe sind vorher abzunehmen! Das Abstreifen mit Filmabstreiferzangen hat sich im Allgemeinen nicht bewährt, da die Gummilippen allzuschnell Staub oder gar ein Sandkorn annehmen. Und schon gibt es "Telegrafendrähte" über den gesamten Film.
- Trocknen lassen. Das dauert aufgrund der dickeren Filmschicht länger als bei SW-Filmen.
- Keine Panik! Naß sieht der Film zunächst wie verdorben aus! Er ist weißlich-trübe. Man kann nicht richtig durchsehen, der Bildträger erscheint im Durchlicht meist rötlich. Das alles gibt sich, wenn der Film trocknet; er wird klar, das Trägermaterial farbneutral, die Farben werden besser.
- Dose und Spiralen sofort gründlich mit heißem Wasser abspülen. Dabei mehrmals (3 Mal oder öfter) Wasserwechseln. Die im Stabibad enthaltenen Tenside (das sind Schaumbildner wie im Waschpulver) lagern sich sonst im Kunststoff der Dose bzw. der Spiralen ab und können dann den Erstentwickler schäumen lassen, was natürlich nicht sehr gut ist. Zweitens enthält das Stabibad Formalin und wenn sich dieses in den Spiralen ablagert, führt es beim Farbentwickler ebenfalls zu unschönen Farbstichen.
Alternativ das Stabibad in einem Extradöschen durchführen, z. B. Margarinedose (rund). Es gibt sogar Leute, die den Film bereits aus der Spirale herausnehmen und von Hand durchs Stabibad ziehen. Auf Kratzgefahr wird hingewiesen!
Wenn hier "Gleichzeitig" steht, dann heißt das, eingießen und die Stoppuhr betätigen. Die Zeiten bewegen sich zwischen 4 und 8 Minuten, die Zeitabweichung durch das Eingießen (dauert je nach Dose 15-20 Sekunden) kann sich im Dia bemerkbar machen. Wichtig ist die Wiederholgenauigkeit! Immer den selben Zeitpunkt zum Stoppen nehmen! Dabei sind aber die Zeiten der Anleitung nur Anhaltspunkte, die auf die eigene Entwicklungsmethode abzustimmen sind. Hat man jedoch die richtige Zeit herausgefunden, dann muß diese recht genau eingehalten werden.
Fazit
Lohnt es sich? Jein. Das Großlabor macht es für etwa 8 Euro in guter bis sehr guter Qualität. Kratzer auf den Filmen gehören dort zur Seltenheit, Staub auch. Die Farben sind neutral, die Dichten praktisch immer gleich. Zwar sind Ausreißer im Labor möglich (auch dort arbeiten Menschen), aber die Bildqualität ist meines Erachtens der Selbstentwicklung überlegen. Denn:
- Das Trocknen ist nur schwer staubfrei möglich.
- Der Film trocknet nur selten plan (er ist also stärker gewölbt als normal), was sich auf die Planlage im Projektor auswirken kann.
- Die Farbtreue ist schwer herzustellen. Die Dias werden bei geringen pH-Abweichung etwas farbstichig. Je nach Filmhersteller magenta, grün, blau, gelb, usw. Gegebenenfalls muß durch Zugabe von Säure bzw. Lauge ausgeglichen werden. Testfilme sind unvermeidlich.
- Die Helligkeit der Dias ist anfangs schwer gleichmäßig zu bekommen. Es dauert etwas, bis man den Rhythmus heraus hat.
Ergo: Nur wer die Bilder am Wochenende schnell braucht, wenn das Großlabor geschlossen hat, oder den Film über- oder unterbelichtet hat (und nicht ins Fachlabor mit E6-Entwicklung zum Pullen/Pushen gehen kann), sollte selbst entwickeln. Wer Zeit hat und Qualität erwartet, gibt die Filme ins Großlabor, für noch bessere Ergebnisse ins Fachlabor. Selbstentwickeln ist oft unsicherer und schlechter, im Vergleich zum Großlabor ggf. auch noch teurer. Aber es macht Spaß, und das ist ja auch ein Argument ;-) Erwähnt werden sollte am Schluß, daß es E6-Heimkits natürlich nicht nur von Tetenal gibt, sondern auch von anderen Anbietern.