Studiorechner: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Dezember 2009, 12:14 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Vorüberlegungen
GNTM macht es vor, in diversen TV-Dokumentationen wird es offenbar: Zu einem modernen Fotostudio gehört eine angemessene Rechnerausstattung. Nicht nur für die Verwaltung, nicht nur fürs Surfen zwischendurch, sondern direkt eingebunden in den fotografischen Prozess. Um genau diese Art von Studiorechnern geht es hier.
Bei den meisten oben genannten Produktionen werden "dicke" Apple Macs mit möglichst großen Monitoren (30-Zoll Cinema Display) aufgefahren. Dies ist durchaus sinnvoll, weil viele Profis im Studio mit Mittelformat-Kameras arbeiten und dann 100 MB und mehr per Firewire auf den Rechner transferieren müssen.
Für kleinere Produktionen und Hobbyfotografen genügen auch DSLR und deren Bildübertragung per USB, Wireless USB oder einfach per Umstecken der Speicherkarte in den Rechner.
Die sofortige Übertragung des gerade angefertigten Fotos auf den Rechner bietet einige Vorteile. Anstatt das Ergebnis auf einem viel zu kleinen (und oft auch geringauflösenden) Kameradisplay zu begutachten hat man das Bild in hoher Auflösung und in einer Größe auf dem Rechnermonitor die eine fundierte Bildbeurteilung erlaubt. Schärfefehler (Bild unscharf, nicht ausreichende Schärfentiefe), falsch gesetztes Licht, kleinste Fehler bei Haaren, Kleidung, etc. sind nur so rechtzeitig erkenn- und korrigierbar. Ein Model kann aus dem angezeigten Bild unmittelbares Feedback erhalten um das Posing und den Ausdruck zu verbessern. Bei größeren (kommerziellen) Produktionen haben Art Director, Kunden und sonstige Entscheider einen besseren Eindruck vom letztendlichen Ergebnis.
Wie leistungsfähig muss der Rechner für diese Aufgabe nun sein? So leistungsfähig wie nötig. Wenn man darauf verzichtet, Photoshop und RAW-Konverter auf dem System einzusetzen, so reduzieren sich die Aufgaben auf reine Datenübertragung und die Sichtung der Bilder. Netzwerkfunktionalität (WLAN oder Kabel) wäre wünschenswert wenn der Rechner die Fotos direkt an einen Fotoserver oder die eigentliche Bearbeitungsstation weiterreichen soll.
Systemauswahl
Leistungsanforderungen
Für diese Problemstellung sind keine Dutzend-Core-Hyperthreading-Hochtakt-CPUs notwendig. Ein Intel Atom 330 (Doppelkern) hat aber schon Vorteile gegenüber einem Atom N270 mit nur einem Kern. Auf dem Studiorechner sollen ja das (W)USB-Remote-Capture-Programm und der Bildbetrachter gleichzeitig laufen. Ein moderner Celeron oder ein CULV-Prozessor (z.B. SU4100) sind den Atom-CPUs allerdings haushoch überlegen. Aber auch VIA Nano sowie AMD Sempron und Turion der neuesten Generation bieten ausreichende Leistung.
Die Anforderungen an den Hauptspeicher sind eher bescheiden. 2GB sind heute Standard und damit kommt man unter Mac OS X, Linux (s.u.), Windows XP, Vista und Windows 7 schon sehr weit. Weder Remote-Capture-Programme noch Bildbetrachter sind besonders speicherhungrig. Beide Programme zusammen würden sogar mit 1GB RAM auskommen. Dann sollte man aber auf Windows 7 verzichten und bei XP bleiben.
Windows 7 (oder auch Vista) in der 64Bit-Ausführung kann einige unangenehme Überraschungen bereiten weil nicht jede Kamera-Software und jeder (Kamera-)Treiber in der 64Bit-Variante verfügbar ist.
Linux scheidet als Betriebssystem weitgehend aus, da es kaum ein Hersteller für nötig hält seine Remote-Capture-Software auf dieses System zu portieren. Für Mac OS X bieten die meisten Hersteller ihre Software aber an.
Bezüglich des Festplattenplatzes gibt es verschiedene Anforderungen. Der eine möchte alle Shootings auf dem Studiorechner im direkten Zugriff haben, der andere nur die Fotos des aktuellen Shootings verwalten. Allerdings werden die meisten Rechner heutzutage schon mit Platten jenseits der 160GB ausgeliefert. Selbst wenn man 40GB für das Betriebssystem abzweigt ist bei einer 160GB-Platte noch Platz für 6000 bis 12000 RAW-Dateien. Erweiterungen per USB oder eSATA sind in nahezu beliebiger Größe möglich. Sind mehrere Studiorechner in einem Komplex im Einsatz, so bietet sich ein zentraler Fotoserver im Netzwerk an.
Komplettsysteme
Inzwischen gibt es preiswerte Komplettsysteme nicht nur bei Aldi, Lidl und Co. sondern auch im ganz normalen Fachhandel. Diese haben meist den Vorteil, dass sie nicht als Multimedia-Alleskönner daher kommen wie die Systeme der Lebensmittel-Discounter. 499 oder 599 Euro sind für einen Studiorechner zu viel. DVB-T-Tuner, Fernbedienung, Gaming-Grafikkarte, mehr als zwei Kerne, Mehrkanal-Audio, HDMI, Office-Trials, Virenscanner-Probeversionen etc. werden hier nicht benötigt.
Ob allerdings ein eingebauter DVD-Brenner nicht ganz praktisch wäre sollte man im Einzelfall entscheiden. So kann man z.b. die unbearbeiteten JPGs für das Model direkt zum Mitnehmen auf eine Silberscheibe brennen.
Für einen Studiorechner geradezu ideal ist die noch relativ junge Klasse der sogenannten Nettops. Kompakte Rechner mit geringem Stromverbrauch und genug Leistung für alle einfachen PC-Aufgaben. Aufgrund ihrer Größe kann man sie auch hinter einem Monitor anschrauben (VESA-Mount).
In der Praxis hat sich der Asus EB1012 (eine sogenannte eeeBox) als Studiorechner bewährt. Allerdings ist dieses System nicht mit einem DVD-Brenner ausgestattet. Ein ähnlicher PC ist der REVO R3610 von Acer, ebenfalls ohne DVD-Brenner. Die passende Alternative mit optischem Laufwerk wäre ein Asus EB1501.
Ein Selbstbau lohnt sich fast nur noch wenn man ältere Komponenten recyclen kann. Es gibt Komplettsysteme die inkl. Windows XP für unter 200 Euro zu haben sind (z.B. MSI WindBox). Ein neuer Eigenbaurechner kostet inkl. Windows-Lizenz deutlich mehr.
Warum kein Notebook/Netbook?
- Weil die meisten Notebooks heutzutage einen 16:10 oder gar 16:9 Breitbildschirm haben. Gut für Filme, schlecht für Hochkantaufnahmen.
- Weil es kaum Notebooks gibt mit blickwinkelstabilen Displays.
- Die wenigsten Notebookdisplays lassen sich überhaupt kalibrieren.
Zubehör
Monitor
TN-Monitore sind aufgrund ihrer blickwinkelabhängigen Darstellung kaum für eine Bildbeurteilung geeignet. Das gilt besonders dann wenn mehrere Personen (Art Director, Kunde etc.) gleichzeitig das Bild betrachten sollen. Monitore mit VA- oder IPS-Panel sind hier das Mittel der Wahl. Einige dieser Monitore bieten die Möglichkeit den Monitor zu drehen und so hochkant zu betreiben (Pivot-Funktion). Sehr vorteilhaft wenn hauptsächlich Hochkantfotos produziert werden.
Nicht vergessen sollte man, dass nur ein kalibrierter Monitor zur sachgerechten Bildbeurteilung geeignet ist.
Siehe auch: Monitor
USB
USB-Kabel dürfen in der Summe bis zu 5 Meter lang sein. Passende Verlängerungen für das bei einer Kamera mitgelieferte USB-Kabel sind im Elektronikhandel verfügbar.
WUSB-Datenübertragung : Das drahtlose Übermitteln von USB-Signalen steckt noch etwas in den Kinderschuhen. Eine Lösung ist hier zu finden.
Tastatur und Maus
Viele Komplettsysteme bringen Tastatur und Maus gleich mit. Oft ist es aber so, dass der Platz recht begrenzt ist. Hier bieten sich Kombinationen aus Notebooktastatur mit Touchpad (z.B. von KeySonic oder Perixx) an. Die Bedienung ist zwar damit genauso (un-)komfortabel wie bei einem echten Notebook, die Platzeinsparung aber erheblich. Besonders wenn man auch noch eine Funkausführung verwendet und so zwei Kabel einsparen kann.
Software
Zunächst einmal sollte die Kamerasoftware installiert werden. Beispielsweise Nikon Capture NX oder EOS Capture für Canon. Dazu die passenden Bildbetrachter (ZoomBrowser EX etc.) um die übertragenen Fotos direkt analysieren zu können. Alternativ können beliebige (Freeware-)Bildbetrachter eingesetzt werden. Einige dieser Programme bieten die sehr nützliche Fähigkeit Bilder mit einer Bewertung zu versehen und so schnell eine Vorauswahl zu treffen.
Ein Virenscanner ist eigentlich nur dann nötig wenn der Rechner Verbindung zum Internet hat oder regelmäßig Fremdsoftware installiert werden soll. Ansonsten kann man den Virenscanner zwar installieren, den automatischen und permanent laufenden Virenwächter jedoch abschalten.
Generell sollte man alles deinstallieren was nichts mit der Anwendung als Studiorechner zu tun hat.
Freeware-Empfehlungen
- XnView
- XnView kann man übrigens so einstellen, dass neu in einem bestimmten Verzeichnis auftauchende Bilddateien (übertragen per USB/WUSB) automatisch angezeigt werden.
- FastStone Image Viewer
- IrfanView
Platzierung
Die Aufstellung des Studiorechners erfordert einige Sorgfalt. In der Regel muss der Rechner hinter dem Fotografen seinen Platz finden wobei der Monitor von der Hohlkehle nicht einsehbar sein sollte. Hintergrund ist zum einen der, dass Models sich sonst zu gerne selbst betrachten und zum anderen, dass das vom Monitor abgestrahlte Licht die Ausleuchtung nicht beeinflussen sollte.
Wenn man von Ausleuchtung spricht, so sollte man auch das Licht berücksichtigen das auf den Monitor fällt. In einer reinen Studio-Situation wo nur die Hohlkehle hell ausgeleuchtet ist und der Rest nach Möglichkeit im Dunkeln bleibt, wirken die Bilder auf dem Monitor durchweg heller als unter Normlichtbedingungen. Ein Blick auf das Histogramm schadet also nicht.