Drahtlos in den Rechner fotografieren

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Einleitung

Dieser Artikel beschäftigt sich damit Bilder drahtlos während eines Shootings direkt in den Rechner zu übertragen. Im Englischen spricht man dann von "Wireless Tethered Shooting" wobei "wireless" (drahtlos) und "tethered" (angebunden) eigentlich ein Widerspruch in sich ist.

Bisher konnte man so etwas nur mit teuren Speziallösungen einiger weniger Kamerahersteller realisieren. WLAN-Batteriegriffe sind von Nikon und Canon zu Preisen ab 800 Euro aufwärts erhältlich. Diese WLAN-Lösungen sind übrigens um den Faktor 9 langsamer als die hier vorgestellte WUSB-Lösung (54Mbit/s gegen 480Mbit/s).

Eine weitere Möglichkeit wäre die EyeFi-Karte, inzwischen in der Pro-Version für RAW-Transfers erhältlich. Da diese auf WLAN basiert teilt sie die langsame Übertragungsgeschwindigkeit mit den Lösungen der Kamerahersteller. Zudem ist sie nur als SD-Card erhältlich und hat Probleme mit CF-SD-Adaptern (Abschirmung etc.).

Tethered Shooting per USB- oder Firewire-Kabel gibt es schon seit es DSLRs gibt. Ein USB-Kabel darf aber maximal 5 Meter lang sein und liegt damit als erstklassige Stolperfalle im Studio und Weg herum.

So gänzlich drahtlos ist die hier vorgestellte Funklösung übrigens nicht, da der Akku mit dem WUSB-Sender und dieser Sender mit der Kamera verbunden werden müssen.

"Drahtlos" in den Rechner fotografieren

Verwendet wird dabei ein Wireless USB-Adapter von Olidata:

(von Fujitsu ist ein baugleiches Gerät erhältlich).

Der Wireless-USB-Adapter ist eigentlich dafür vorgesehen, Drucker und andere USB-Geräte drahtlos anzubinden. Leider benötigt er dazu ein Steckernetzteil für den Sender. Der Empfänger wird in eine USB-Buchse am Rechner gesteckt, vorher ist von der CD ein spezieller WUSB-Treiber zu installieren. Damit nun der Sender direkt an einer Kamera betrieben werden kann muss also eine spezielle Akku-Stromversorgung statt des Steckernetzteils zum Einsatz kommen.

Treiber

Der aktuelle Treiber V14.0.36.4 lässt sich unter Windows 7 32Bit einwandfrei installieren. Jedoch nicht unter 64Bit. Alternativ gibt es von Hama ein Treiberpaket für 32 und 64Bit .
Die Kamera-Software (z.B. von Canon) muss auf dem neuesten Stand sein und man sollte vor der ersten WUSB-Verbindung die Kamera zunächst per USB-Kabel anschließen damit der Kamera-Treiber korrekt installiert wird.

Akku

Der Sender benötigt 5V Gleichstrom. Im Prinzip könnte man einen Batteriekäfig für 4 AA-Zellen verwenden. Inzwischen sind aber sehr kompakte USB-"Notstromversorgungen" auf Lithium-Ionen- oder Lithium-Polymer-Basis erhältlich um MP3-Player, IPhones etc. mit Ladestrom zu versorgen. Der weiße flache Block links auf dem Foto ist solch ein 5V-Lieferant mit hoher Kapazität. Über diverse Adapter kann man damit so ziemlich jedes Gerät versorgen das 5V benötigt. Geladen wird der Akku über eine Hohlbuchse. Der Ausgang ist mit einer USB-Buchse realisiert. Ein Kabel mit Minikabeltrommel stellt dann die Verbindung zum USB-Gerät her. Neuere Varianten dieses Akkus haben leider ein normales Kabel ohne Minikabeltrommel.

Aufbau

Der Aufbau auf dem Foto wirkt relativ improvisiert. Das USB-Datenkabel wurde um den Kameragurt gewickelt. Das Stromkabel mit Hilfe der Minikabeltrommel so kurz wie möglich um den hinteren Teil des Gurtes am Nackenpolster gelegt. Die Bodenfassung des Senders wurde mit selbstklebendem Klettband auf der Rückseite des Akkus fixiert.

Alternative Befestigung
Lanyard-Endstück und Sicherheitsnadel

Eine weitere Variante ist die Befestigung per Sicherheitsnadel und Lanyard-Endstück. Dabei wird der Karabinerhaken des Lanyards in die Öse der Sicherheitsnadel eingehängt und ist so schnell lösbar. Auf dem Endstück ist ein Klettbandstück aufgeklebt und mit Heftklammern zusätzlich gesichert. Der Variotec-Akku ist auf seiner Unterseite mit einem passenden Streifen Klettband (selbstklebend) ausgerüstet.

Sicherlich könnte man den WUSB-Adapter und den Akku in einem kleinen Gehäuse unterbringen und unter die Kamera schrauben. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Wireless USB in der Reichweite deutlich beschränkt ist. Und jedes Hindernis (auch der Körper eines Menschen) zwischen Sender und Empfänger reduziert die Reichweite enorm. Wireless USB hat eine maximale Reichweite von etwa 10 Metern. Befindet sich der Rechner (wie in einer Studio-Situation üblich) hinter dem Fotografen, so stört der Körper die Übertragung. Bei obiger Lösung befindet sich der Sender jedoch auf dem Rücken des Fotografen und in direkter Sichtweite des Empfängers. Tests mit dieser Lösung haben eine Reichweite von 5 Metern und mehr für eine störungsfreie und schnelle Übertragung der Daten ergeben. Dabei benötigte eine RAW-Datei von 11-12 MByte (Canon 5D MK-I) 7-8 Sekunden bis zur Anzeige auf dem Rechner (Asus EB1012). Softwareseitig kam dabei von Canon EOS Capture und der ZoomBrowserEX zum Einsatz.
Weitere Tests mit einer Canon 5D MK-II lieferten Zeiten um die 9 Sekunden für RAW-Dateien von ca. 22 MByte. Eine direkte USB-Kabelverbindung (5 Meter) war mit Zeiten um die 3-4 Sekunden deutlich schneller.

Bildbetrachter

Irfanview

Das Ganze kann man noch etwas beschleunigen wenn man an der Kamera RAW+JPG einstellt. Im EOS Capture kann man ein beliebiges Anzeigeprogramm einstellen und dort festlegen welche Dateitypen dieses Programm anzeigen soll. Verwendet man dafür Irfanview und registriert im EOS Capture nur JPG, so bekommt Irfanview auch nur das JPG zur Anzeige übergeben. In der Kamera könnte man dann noch eine relativ kleine JPG-Auflösung einstellen und so weiter Zeit sparen. Da JPGs zuerst übertragen werden, werden diese angezeigt während im Hintergrund der RAW-Transfer läuft. Damit kommt man selbst bei einer Canon 5D MK-II auf Anzeigezeiten zwischen 3 und 4 Sekunden. Im Irfanview sollte man zusätzlich einstellen, dass nur eine Instanz des Programms laufen soll. Sonst wird für jede Datei eine neue Instanz von Irfanview gestartet.

XnView

Mit XnView geht es noch einfacher: Dazu muss man in EOS Capture kein Programm registrieren, dafür aber in XnView einstellen, dass der Bildbetrachter alle neu eintreffenden Fotos sofort anzeigt. Dazu sind in den Optionen in der Betrachtergruppe die Haken bei "Auswahl im Betrachter mit Bildansicht synchronisieren", "Automatisch aktualisieren" und "Neue Dateien automatisch markieren" zu setzen.

Verbindungssoftware

Praktisch alle DSLR-Hesteller bieten Software für das Tethered Shooting per USB(-Kabel) an. Da die vorgestellte Funklösung auf WUSB-Basis der Software eine normale USB-Verbindung vorgaukelt dürfte es mit keiner DSLR Probleme geben.

Die neueste Version von EOS Capture ist in der Lage nur die JPGs zu übertragen und die RAW-Dateien auf der Karte zu belassen.

Praxis

Wie weit kommt man damit?
Der Autor hat ein Shooting (über 400 Aufnahmen) damit durchgeführt. Der Akku war zu Beginn des Shootings voll, was über 3 LEDs angezeigt wurde. Am Ende des dreistündigen Shootings zeigten die LEDs immer noch voll an. Problematischer ist die Stromversorgung der Kamera. Tethered Shooting zieht erheblich Leistung aus den Kamera-Akkus. Ein Canon BP-511-Nachbau (eBay) war nach ca. 350 Aufnahmen leer, die Canon-Software auf dem Rechner empfahl den Umstieg auf den Netzstromadapter...
Inzwischen hat sich gezeigt, dass man mit einer Akkuladung (Variotek-Akku) mindestens 1000 Aufnahmen übertragen kann.

Eine Warnung:
Man sollte sich nicht auf die Datenübertragung verlassen. Die Bilder sollten immer auch auf der Speicherkarte verbleiben. Wenn man nicht jede Aufnahme auf dem Rechner prüft, kann es durchaus passieren, dass eine Datei nicht übertragen wurde (Empfänger verdeckt, Sender außer Reichweite, Akku leer etc.). Bilder werden nicht nachträglich übertragen sobald die Verbindung wieder zustande kommt!

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